Susan & John
Sie gestalten Räume kreativ
Team hilft dabei, sich von anderen abzuheben

Sandra Tan, Johannes Schieber und Susanne Stahl (von rechts) und Praktikantin Anna Sommerer (ganz links) präsentieren ihre neueste Rauminstallation, die Brauseblasen. Dafür haben sie Teppichrollen bemalt und auf Holzlatten aneinandergetackert – zum Beispiel als witziges Regal zu nutzen. Foto: Rüffer
Sie machen Kunst, die keine Kunst ist, sondern Design: In der Ausstellungshalle zeigt das kreative Team mit einer Installation, was sich aus einfachen Räumen alles machen lässt.

Sachsenhausen. Es sieht aus wie . . . Seifenblasen, Bienenwaben – oder sind es einfach nur aneinandergereihte Klebstreifenrollen? Nein, bei genauerem Hinsehen erkennt man: Die Installation von «Susan und John» besteht aus Teppichrollen, außen braun, innen gelb angestrichen. Mit Schrauben sind die Pappkringel an langen, ebenfalls gelben Latten befestigt. Und als Ganzes sollen sie an Brauseblasen erinnern, an Kohlensäure, die an einem Strohhalm entlang aufsteigt.

Brause, das ist das Motto der Installation von «Susan und John» in der Ausstellungshalle im Hinterhof der Schulstraße 1 a, die gestern Abend Vernissage gefeiert hat. Auf die Brause-Assoziation kamen die drei Designer, die sich unter dem Pseudonym «Susan und John» zusammengeschlossen haben, aber erst, als ihr Kunstwerk fertig war.

3000 Papprollen
Doch halt – es mag vielleicht ein Kunstwerk sein, 3000 Papprollen zu bearbeiten und so aneinander zu tackern, dass sie halten, aber die drei verstehen sich nicht als Künstler. «Wir sind kreativ, aber wir machen keine Kunst,» erklärt Sandra Tan. Ihre Werke sind vielmehr durchaus praktische und nutzbare Rauminstallationen, «angewandtes Design», so nennt es Susanne Stahl. anderen abzuheben.

«Susan und John», das sind Susanne Stahl (Su), Sandra Tan (san) und Johannes Schiebe (John). Sandra Tan und Johannes Schiebe arbeiten zusammen als Designteam «Studio Taschide» in ihrem Atelier in Offenbach. Sie lernten sich an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach kennen und begannen schon während des Studiums gemeinsam zu designen. Susanne Stahl ist Architektin und betreibt das Konzept-Geschäft «designe, kleine» in der Sachsenhäuser Brückenstraße. Gemeinsam sind sie «Susan und John» und präsentieren ihre zweite Projektarbeit – entsprechend das

«Zweite Mal». Bei der Premiere hatten sie im Mode-Laden «Freiraum» in der Brückenstraße einen Kirschblütenbaum aus Papier gestaltet – der steht bis heute.

«Räume ansprechend zu gestalten, wird immer wichtiger. Immer mehr Unternehmen und Geschäfte wollen einen eigenen, besonderen Auftritt, womit sie sich von der Konkurrenz abheben», erklärt Sandra Tan. Das Designteam möchte beispielsweise Unternehmen ansprechen, die auf Messen ausstellen.
Dort werde auch immer mehr (Geld-)Wert auf die Präsentation gelegt, die Stände werden größer, das Programm umfangreicher. Aber auch Geschäftsleute,
die ihren Laden konzeptionell gestalten wollen, suchen Kreatives.

Feedback erwünscht
Eine Installation wie die Brausekringel könnte als Regal dienen oder einfach als Raumverschönerung. Freilich dann aus wertvolleren Materialien. «Man könnte es aus Metall bauen», erklärt Johannes Schiebe, «dann müsste man sich aber überlegen, wie man es transportiert.» Die Papp-Brausekringel dienen sozusagen als Inspiration – die aus günstigen Materialien gefertigt werden konnte: Die Rollen stammen aus dem Teppichgeschäft der Eltern von Susanne Stahl.

Die Rollen wurden im Taschide-Atelier in Offenbach mit der Bandsäge auseinandergeschnitten und anschließend bestrichen. Vor etwa einer Woche begann das Team vor Ort in der Kunsthalle mit dem Zusammensetzen – kurz vor knapp. «Es macht großen Spaß, so eine Installation vorzubereiten,» erzählt Johannes Schiebe. Besonders aber sind die Designer immer dankbar für das direkte Feedback der Gäste auf einer Ausstellung.

Die Gäste werden deshalb auch gebührend empfangen: mit Brause, echter Brause. Natriumhydrogencarbonat und Zitronensäure, dazu gelbe Lebensmittelfarbe. Das ergibt ein Pulver, das ausgezeichnet schmeckt, wenn man es in Wodka oder Wasser auflöst. Allein der außergewöhnlich erfrischende Begrüßungdrink war den Besuch wert. Ob davon morgen noch genug übrig ist, wird sich zeigen.

15.August 2009
Lokales Frankfurt Sachsenhausen