27.02.2009 Lokales Frankfurt
Sachsenhausen
Wenn Sophokles auf Goethe und Brecht trifft
Sylvia Gerlich-Raabe (links) und ihre drei Schauspielkollegen
entführen mit ihrem neuen Stück in die Antike. Foto:
Gerlich-Raabe
Sachsenhausen. Das Rad ganz weit zurück dreht das Theater
«Gerlichraabe» mit seinem nächsten Stück: Unter dem Motto
«Kriege im Namen der Götter?» präsentiert das Ensemble ein
Antiken-Projekt, das aber den Bogen bis in die Gegenwart spannt.
Damit erfüllt sich Sylvia Gerlich-Raabe, Namensgeberin und
Leiterin der Theaters, einen lang gehegten Traum.
«Ich möchte schon seit zwei Jahren ein Stück zu dem Thema
machen», erklärt sie. «Doch bisher hat mir immer der passende
Raum gefehlt.» Denn die Klosterpresse in der Paradiesgasse, in
der das Ensemble sonst seine Stücke zeigt, bietet einfach zu
wenig Platz, um das Antiken-Projekt richtig präsentieren zu
können. «Doch jetzt haben wir Gelegenheit, in der
Ausstellungshalle, in der Galerie von Robert Bock, das Ganze
aufzuführen und die ist bestens dafür geeignet.» Nicht
nur die Größe, sondern auch die Atmosphäre dort sei perfekt.
Anzeige Schließlich geht es darum, eine ernstes Thema im
richtigen Rahmen aufzuführen. «Ich kann einfach nicht
verstehen, wie Menschen im Namen eines Gottes Krieg führen
können», erklärt Sylvia Gerlich-Raabe. «Religion ist
Privatsache, doch es kann nicht sein, dass in ihrem Sinne
getötet wird.» So ist auch die Aussage des Stückes sehr
deutlich: «Leute schweigt nicht einfach, wenn auf unschuldige
Menschen Bomben geworfen werden. Solange selbst ernannte Götter
zum Krieg aufrufen und sich selbst entmündigende menschliche
Wesen diesen Aufrufen folgen, wird es keinen Frieden geben.»
Um das zu verdeutlichen, hat Sylvia Gerlich-Raabe eine Kollage
von ganz unterschiedlichen Texten zu einer großen Geschichte
verwoben. So sind natürlich die drei großen Tragödiendichter
stark vertreten. «Aischylos, Sophokles und Euripides behandeln
die Frage der Macht und Ohnmacht des Menschen beim tätigen
Handeln.» Aber auch Goethe, Brecht und Christa Wolff werden in
dem Stück verarbeitet. «Und es sind noch einige Texte von mir
mit dabei.»
Denn Sylvia Gerlich-Raabe versteht sich nicht nur aufs
Schauspielen, sondern sie führt auch Regie und verfasst viele
ihre Stücke selbst oder schreibt andere um. Seit gut fünf
Jahren gibt es nun das Sachsenhäuser Ensemble unter ihrer
Leitung, das sich schon durch diverse Aufführungen einen Namen
gemacht hat. So spielte die Gruppe, die ihren Sitz in
Alt-Sachsenhausen hat, bereits den Klassiker «Der kleine Prinz»
von Antoine de Saint-Exupéry auf Hessisch und begeisterte mit
einer Balladen-Triologie.
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Im neuen Projekt stellen zwei Monologe aus der Antike einen
gewichtigen Teil dar: Sylvia Gerlich-Raabe übernimmt die Rolle
der Iokaste. Sie war die Frau des Laios und nach dessen Tod in
zweiter Ehe mit ihrem Sohn Ödipus verheiratet. Da der Junge in
seiner Kindheit ausgesetzt wurde, wussten die beiden nicht, dass
sie Mutter und Sohn sind. Als die Wahrheit schließlich
herauskommt, bringt sich Iokaste um. Ihre Schauspiel-Kollegin
Michaela Wrona spricht derweil die Kassandra, Tochter des
trojanischen Königs Priamos. Sie warnte gegen Ende des
Trojanischen Krieges das Volk vor dem Trojanischen Pferd und der
Hinterlist der Griechen allerdings vergebens. Troja ging
deswegen unter. Auch die Rache spiele in dem Stück eine große
Rolle.
Viele kennen die genauen Geschichten und Hintergründe nicht,
deswegen biete ich vor dem Aufführungs-Wochenende für alle, die
möchten, einen kostenlosen Einführungsabend an», sagt Sylvia
Gerlich-Raabe. Termin ist am Sonntag, 1. März, um 18 Uhr in der
Klosterpresse, Paradiesgasse 10. Premiere wird dann am
Donnerstag, 5. März, in der Ausstellungshalle, Schulstraße 1 A,
gefeiert. Weitere Vorstellungen sind ebenfalls dort am Freitag
und Samstag, 6. und 7. März. Beginn der Vorstellung ist jeweils
um 20 Uhr. Die Bühne hat Peter Altmann gestaltet. Der Eintritt
kostet 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.af
Karten gibt es im Vorverkauf unter der Rufnummer 68 37 45 oder
unter http://www.gerlichraabe.de im Internet.